Anthidium manicatum (Garten-Wollbiene) ist eine solitäre Bienenart. Grundsätzlich sammeln Anthidium manicatum-Weibchen Pollen von vielen Pflanzenfamilien, sie bevorzugen aber Fabaceae (Hülsenfrüchtler) und Lamiaceae (Lippenblütler) (Müller, 1996). Ich habe sie bisher auf Phlomis tuberosa (Knollen-Brandkraut), Stachys officinalis (Heil-Ziest), Stachys byzantina (Woll-Ziest), Marrubium vulgare (Gemeiner Andorn), Ononis natrix (Gelbe Hauhechel), Salvia pratensis (Wiesensalbei), Salvia lavandulifolia (Lavendelblättriger Salbei) und Salvia viridis (Schopf-Salbei) beobachten können. Um eine Brutzelle mit genug Pollen für die Aufzucht der Larve zu versorgen, benötigen die Weibchen im Mittel fünf Pflanzen bzw. 1005 Blüten (Müller et al., 2006). Dies wurde am Beispiel von Stachys recta (Aufrechter Ziest) gezeigt. Anthidium manicatum gehört zu den sogenannten Bauchsammlern. Das heißt, die Bienen transportieren den Pollen nicht an den Beinen (so wie man das von Honigbienen kennt), sondern in den Haaren (Bauchbürste) an der Unterseite des Abdomens.
Weibchen an Stachys officinalis
Weibchen mit Bauchbürste
Neben Pollen und Nektar sammeln die Weibchen auch noch Pflanzenhaare, die zum Bau des Nestes und der Brutzellen verwendet werden (Friese, 1923). Die Haare werden von den Pflanzen mit den Mandibeln abgezupft bzw. abgeschabt, zu einer Kugel geformt und so zu der Stelle geflogen, wo das Nest entstehen soll (Shuckard, 1866). Ich habe das Sammeln der Haare bisher an Jacobaea maritima (Weißfilziges Greiskraut) gesehen. Genistet wird in allen möglichen bereits vorhandenen Hohlräumen. Die Brutzellen werden in das Nest aus den Pflanzenhaaren geformt, mit Pollen und Nektar befüllt; dann wird ein Ei darauf gelegt und die Brutzelle wird verschlossen (Shuckard, 1866).
Haarsammeln an Jacobaea maritima
Weibchen mit gut erkennbaren Tarsalhaaren
Des weiteren werden auch noch Pflanzensekrete extrafloraler Haardrüsen gesammelt (Müller et al., 1996). Dafür ist die Außenseite des ersten Tarsalgliedes aller Beine der Anthidium manicatum-Weibchen mit spezialisierten weißen Haaren bedeckt. Beim Laufen über die Haardrüsen von z. B. Pelargonium, Antirrhinum (Löwenmäulchen) oder Crepis (Pippau) absorbieren die Haare das Sekret mittels Kapillarkräften. Anschließend wird das Sekret von außen auf das Nest aus den Pflanzenhaaren aufgetragen (Müller et al., 1996). Dies dient nachweislich zum Schutz vor parasitischen Erzwespen wie z. B. Monodontomerus obscurus und Melittobia acasta (Eltz et al., 2014).
Männchen mit seitlichen orangenen Haarbüscheln
Männchen auf Patrouille
Anthidium manicatum-Männchen zeigen ein ausgesprochen aggressives Territorialverhalten. Sie patrouillieren zwischen den Nahrungspflanzen der Weibchen und attackieren andere Bienen, die dieses Territorium befliegen. So werden u. a. Honigbienen, Hummeln und sogar Holzbienen gerammt, welche dann das Territorium verlassen, oder manchmal bis zur Flugunfähigkeit verletzt werden (Pechuman, 1967).
Hat das Männchen dann ein Weibchen entdeckt, verfolgt es dieses und stürzt sich im wahrsten Sinne des Wortes auf es, sobald es an der nächsten Blüte sitzt (Severinghaus et al., 1981). Manchmal fällt das Pärchen auch von der Blüte runter, oder das Weibchen wehrt das Männchen ab und der Paarungsversuch bleibt erfolglos.
Paarung an Salvia lavendulafolia
Paarung an Salvia viridis
Heimisch ist die Garten-Wollbiene nur in Europa, Westasien und der Küstenregion Nordafrikas (Strange et al., 2011). Mittlerweile kommt sie zusätzlich in Nord- (Jaycox, 1967; Smith, 1991) und Südamerika (Moure & Urban, 1962; Schrottky, 1901), auf den Kanarischen Inseln (Lieftinck, 1958) und in Neuseeland (Donovan, 2007) vor. Damit ist sie die am weitesten verbreitete Bienenart, die nicht in irgendeiner Form vom Menschen genutzt wird. Es wird vermutet, dass Anthidium manicatum durch den Transport von Möbeln und Baumaterialen verbreitet wurde (Smith, 1991).
Auf der Checkliste der Wildbienen wird Anthidium manicatum deutschlandweit als „ungefährdet“ eingestuft.